Seit 1992 wird im Rahmen des Boden-Dauerbeobachtungsprogramms in Schleswig-Holstein an 34 Standorten (BDF) eine Dauerbeobachtung der epiphytischen Flechtenvegetation durchgeführt. Ziel der Erhebungen ist die Langzeitbeobachtung qualitativer und quantitativer Änderungen des Flechtenbewuchses und ihre Interpretation im Hinblick auf die wirksame Immissionsbelastung und weitere Einflußfaktoren sowie Sukzessionsvorgänge. Von 102 epiphytischen Flechtenarten, die in der Umgebung der BDF vorkommen, sind 59 % in 148 Dauerquadraten erfaßt. In 51 % aller Dauerquadrate wird bei der Wiederholungsaufnahme nach drei Jahren eine Neuansiedlung von Flechtenarten festgestellt, in 32 % kommt es zum Ausfall von Flechten. Evernia prunastri weist die landesweit stärkste Zunabmebilanz von 113 % auf, Hypogymnia physodes zeigt starke Bestandseinbrüche und fallt in 11 Dauerquadraten ganz aus. Die meisten Neunachweise stammen von den sich ausbreitenden Krustenflechten Leeanora expallens und Buellia griseovirens. Die Entwicklungen weisen auf eine großräumig rückläufige Hintergrundbelastung der Luft mit sauer reagierenden Immissionskomponenten wie Schwefeldioxid hin. An einigen BDF wird anhand der Ausbreitung von Nährstoffzeigern aus den Gattungen Physcia, Xanthoria, Candelariella und von Amandinea punctata auf eine zunehmende Eutrophierung geschlossen.